auf dem schulhof
Ich stehe auf dem Schulhof. Meine halbe Klasse steht in einem
Kreis um mich herum. Die meisten Lachen und manche zeigen mit
dem Finger auf mich. Ich folge ihren Blicken und schaue an mir
herunter. Ich sehe, dass ich einen Krankenhauskittel trage. Es klebt
an einigen Stellen Blut. Ich trage an mehreren Stellen Verbände. Ich
weiß nicht mehr genau wie ich hierher kam oder woher, aber ich
muss wieder zurück. Ich spüre nur wie meine Füße mich zu einem
Loch in der Menge tragen und ich meine Ellbogen nutze um mich
durch zu boxen.
Einige Schüler gehen zur Seite, andere Stellen sich in den weg. Ich
laufe auf den Ausgang des Geländes zu. Die Tür ist verschlossen
also renne ich weiter den Zaun entlang und suche nach einem
anderen Ausgang. Ich sehe wie die Masse mir zombieartig
hinterherrennt. Ich bekomme Angst und renne noch schneller. Die
Masse verfolgt mich weiter. Ich schaue immer weder flüchtig nach
hinten und plötzlich stolpere ich und falle. Mein Kopf knallt gegen
den Zaun und mir wird schwarz vor Augen. Ich bleibe reglos liegen.
ich bekomme einen kotzreiz
So ätzend, meine rosa Strumpfhose ist schon wieder verrutscht. Ich
musste mich heute besonders mädchenhaft anziehen, da die
Verwandtschaft kommt.
Meine Familie ist sehr konservativ. Vor allem mein Vater, er möchte
die perfekte Familie.
Wenn er herausfinden würde, wer ich wirklich bin, würde er mich
verstoßen und ich wäre nicht mehr sein Kind.
Meine Mutter würde nichts dagegen tun und zu meinem Vater
halten, so wie sie es immer tut.
Niemand weiß von meinem Geheimnis, außer meiner heimlichen
Freundin.
Sie ist die einzige, die mich so akzeptiert, wie ich bin. Ich liebe sie.
Eine Wolke von Parfüm steigt mir in die Nase, ich bekomme einen
Kotzreiz.
Mein ganzer Körper ist mit Spitze bedeckt, alles juckt und kratzt. Ich
will einfach nur raus aus den Klamotten.
Ich fühle mich fremd in meinem Körper. Eine Wolke von Parfüm
steigt mir in die Nase, ich bekomme einen Kotzreiz.
Jeden einzelnen Tag stehe ich unwohl auf, gucke in den Spiegel
und entdecke immer mehr Fehler an mir.
Wie ich da stehe, so selbst zweifelnd und gebrochen.
Ein Häufchen Elend.
Dann gehe ich in die Schule und spiele das perfekte Mädchen.
Immer mehr fresse ich meine Probleme in mich hinein und abends
liege ich dann leise schluchzend in meinem Bett.
Es reicht mir!
Ich kann nicht mehr, so will ich nicht leben!
Und dann schreie ich, so laut ich kann:
Ich bin ein Junge und kein Mädchen!
woran ich nicht wirklich
geglaubt habe
Heute muss ich wieder einkaufen gehen, also Sachen gepackt und
los geht’s. Ich weiß gar nicht, wieso alle Leute Maske tragen,
eigentlich müsste ich auch eine tragen, aber ich schummele mich
immer wieder durch, in letzter Zeit jedoch merkte ich, wie es mir
immer wieder schlechter ging und ich heftigen Husten habe. Naja.
Angekommen am Supermarkt, spüre ich, wie sich mein Herz
zusammenzieht und ich nicht mehr atmen kann. Ich habe richtige
Atemnot und bekomme Angst um mein Leben. Ein Mann kommt
auf mich zu und will mir helfen, er ruft den Notarzt. Ich merke, wie
ich keine Luft mehr bekomme und in Ohnmacht falle. Der Notarzt
kommt nur wenige Minuten später und ich höre nur Kleinigkeiten,
wie…was ist passiert…sie atmet nicht mehr…wir müssen reanimieren,
ab dann ist alles schwarz.
Ich wache erst auf, als ich ein Piepsen höre, was sich im gleichen
Rhythmus wiederholt. Ich versuche die Augen auf zumachen und
sehe weiße Wände, ich schaue mich um und sehe ein
Beatmungsgerät, an dem ich dran stecke. Danach schlafe ich
wieder ein. Ich wache erst dann wieder auf, als ich die Tür des
Zimmers höre und der Arzt reinkommt. Er sagt: Guten Abend Frau
Bäcker, wie geht es ihnen? Sie sind auf dem Parkplatz
zusammengebrochen und mussten reanimiert werden. Nach
einigen Untersuchungen müssen wir ihnen leider sagen, dass sie
an Covid-19 erkrankt sind. Und da haben wir es, das woran ich nicht
wirklich geglaubt habe und keinen Wert daraufgelegt habe, habe
ich bekommen und wäre beinahe gestorben, nur weil ich nicht
aufgepasst habe.
der komet
Ich sitze in meinem Zimmer, wie jeden Abend. Meine Mutter ruft
zum Abendessen. Ich stehe auf und laufe hinunter. Meine Eltern
und mein Bruder sitzen schon am Esstisch. Der Fernseher läuft und
zeigt jetzt die Nachrichten an. Darth Vader begrüßt die Zuschauer
und sagt, dass bald ein Komet auf die Erde stürzen wird. Ich kann in
diesem Moment meinen Ohren nicht trauen, aber meine Eltern und
mein Bruder scheinen schon davon gehört zu haben. Meine Mutter
erklärt mir, dass wir deshalb umziehen müssen, und zwar direkt
nach dem Abendessen.
Ich bin entsetzt, wütend und bekomme Schluckauf. Ich will dieses
Haus niemals verlassen, weil es in meine Welt gehört, aber da der
Komet eine ernsthafte Bedrohung darstellt, bin ich gezwungen
meine Sachen zu packen. Ich laufe mit meiner Familie nach
draußen und kann am Himmel schon den Kometen sehen. Ich
möchte ihn aufhalten, damit wir nicht umziehen müssen, aber allein
kann ich es nicht schaffen. Ich fühle mich nutzlos und hilflos. Meine
Eltern laufen mit meinem Bruder los. Ich will ihnen folgen, aber
etwas hält mich zurück. Ich kann einfach nicht von unserem Haus
weglaufen. Der Komet kommt immer näher. Ich versuche mit aller
Kraft loszulaufen, aber ich schaffe es nicht. Der Komet hat mich
jetzt fast erreicht.
niemand wählt mich aus
Niemand wählt mich aus. Niemand entscheidet sich bewusst und
spontan nur für mich. Ich bin immer die, die am Ende verliert.
Niemand ruft ganz spontan aus dem Bauch heraus meinen Namen,
bei der Frage, wen er liebt. Ich habe immer nur Pech, ich gewinne
nie und verliere alles. Ja ich lebe nur so vor mich hin. Für niemanden
bin ich die Nummer 1 oder der Grund, warum er lebt. Ich werde
geliebt, aber nie bin ich die erste Wahl. Und es hört sich so leicht an.
Du musst dein Leben selbst in die Hand nehmen und nicht darauf
warten, dass ein anderer es für dich tut.
Aber wie soll ich das tun, wenn mein Leben kein Sinn hat? Und ja ich
weiß, dass es falsch ist zu sagen, dass ich erst glücklich bin, wenn
ich der Sinn des Lebens für einen anderen Menschen bin. Aber so
ist es! Und somit bleibe ich einfach hängen in einer ewigen
Schwebe, befreit werde ich nur von jemandem, der die Kraft hatte,
sich aus seiner Schwebe zu befreien. Darauf warte ich, vielleicht
eine Ewigkeit lang.
auf dem times square
Ich stehe auf dem Times Square in New York. Die Straße ist
menschenleer und kein einziges Auto ist zu sehen. Ich laufe
Barfuß auf der Straße in irgendeine Richtung, etwas verloren
sehe ich in die Gegend und dann zum Himmel. Es ist Nacht aber
nicht dunkel, die Neon Lichter überstrahlen alles und du bunten
Reklametafeln blinken flimmern in grellen Farben. Irgendwie
gefällt mir, was ich sehe. Ich höre allerdings Gar nichts. Es
kommt mir so vor, als sei ich schon immer hier gewesen und
gehöre hier hin. Ich will nie wieder weg. Ich fühle mich plötzlich
so selbstsicher und nicht mehr so klein. Ich könnte Ewigkeiten
hier verbringen.
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