Aufführungen
08. März 2016, 20:00 Uhr (Premiere)
09. / 10. / 11. März 2016, 11:00 Uhr (Schulaufführungen)
11. März und 12. März, 20 Uhr (Abendveranstaltung)
Landungsbrücken
Frankfurt
Georg Bachmann
Spielleitung / Regie
Spielerinnen und Spieler
Eine Kooperation zwischen theater et zetera und der
Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus e.V.
Adrien Einecke / Antonia Fritsch / Bersun
Boztepe / Carla Volk / David Ziegler / Fee
Forberich / Felix Simon / Jan Gottwald
Joshua Alberti / Joshua Ruddock / Julika
Heezen / Laila Körner / Lara Tillner / Lea
Segieth / Lena Felberbauer / Leonard Gürtler
Sofia Janßen-Ortiz
„Die Eltern sind peinlich, die Schule nervt, und das
Leben ist fürchterlich anstrengend“?
Noch Fragen?
17 Jugendliche im Alter von 14 – 16 Jahren haben sich
mit dem Übergang zwischen der Kindheit und dem
erwachsenen Leben beschäftigt. Und dabei verhalten sie
sich wie Wesen von einem anderen Stern, die nur
zufällig bei uns gelandet sind. Das kann manchmal zum
Totlachen komisch sein, wenn endlich aufhört, was das
Leben schwer macht.
Das Bühnenstück zeigt 17 Versuche das „Gehen“ zu
lernen, Ein- und Draufblicke rund ums Lebensgestolpere
mit überraschenden Wendungen. Thematisiert Launen
und Entscheidungsschwächen, und den Drang sich vor
sich selbst und den anderen zu bestätigen und die
Grenzen des eigenen Tuns auszuloten.
Beim Erkunden des „Horizonts“ und der gleichzeitigen
Beschäftigung mit zwiespältigen Gefühlen und
Gedanken geht nicht nur im Gehirn der Protagonisten
einiges durcheinander - und das hört ja vermeintlich nie
auf.
Ich habe das Stück sehr gerne gesehen. Es war sehr
interessant, außergewöhnlich, experimentell.
Ich habe so etwas noch nie gesehen. Alle
Theaterstücke, die ich kenne, haben so etwas wie eine
Handlung. Dieses hatte ein Thema, keine richtige
Handlung. Es war für mich weniger verwirrend, als ich
es erwartet hatte.
Das Thema - erwachsen werden - war klar zu
erkennen. Bizarr, faszinierend, manchmal beängstigend
oder sogar abstoßend (z.B. der Teil, wo die zwei
Mädchen vom Fels gesprungen sind) waren die
einzelnen Bruchstücke. Nur ausnahmsweise einmal
wirkten die Schauspieler normal und natürlich.
Meistens waren sie verkrampft, verzerrt, bedrückt,
"zerdrückt", und das haben sie alle sehr toll gespielt,
wie ich finde. Sogar die Stimmen waren meistens
verzerrt, die Aussprache unnatürlich verstellt. Das fand
ich faszinierend.
Die einzelnen Bruchstücke fand ich sehr interessant.
Sie erinnern oft an Albträume. Auch haben viele mich
an Kafka denken lassen. Auch er skizziert Dinge, wie
sie nicht in der Realität vorkommen können, sondern
die man eher nur träumen kann und die eine
unbehagliche und beengende Stimmung bewirken. Da
ich ja Kafka mag, haben mir die Texte auch gut
gefallen. Ich mag es, wenn man sich selber fragen
muss, wie das wohl gemeint sein mag, was wohl
dahinter stecken mag.
Der weiße Raum, in dem das Stück spielt und von dem
auch mehrfach die Rede ist, ist für mich weniger eine
Metapher für die innere Leere, schöner finde ich, wenn
der Raum für das "unbeschriebene Blatt" steht, das
hinsichtlich der Persönlichkeitsentwicklung der
Jugendliche selbst ist und das im Zuge des Erwachsen-
Werdens beschrieben wird. Und wie wird es
beschrieben? Nicht in einem souveränen Zug, nicht
gleich ganze vollendete Sätze, die sofort "druckreif"
wären; nein, es sind Versuche, Skizzen, eigentlich nicht
lesbar, eher Kritzeleien, wobei die Darsteller keinen
Zweifel daran lassen, dass es ernst gemeinte Versuche
sind, dass sie sich anstrengen. Da fällt mir Max Frisch
ein: "Wer schreibt, liest sich selbst." Die Jugendlichen
möchten durch Schreibversuche herausfinden, wer sie
sind. Das wird ja dann auch in einem Text artikuliert.
("Wer bin ich? Was bin ich?) Oder (auch Max Frisch):
"Ein Mann hat eine Erfahrung gemacht. Nun sucht er
die Geschichte zu seiner Erfahrung." Erweitert auf das
Stück: Die im Zuge des Erwachsen-Werdens
gemachten Erfahrungen müssen noch in eine
Geschichte gegossen werden, damit man sich selbst
und anderen sich erzählen kann.
Der, der das ganze Stück über Hämmert, hat für mich
zweierlei Bedeutung: Er will erstens aus dem Kokon
des Heranwachsenden heraus, den Kokon also
aufbrechen, aber zweitens will er sich selbst
modellieren, sich konturieren, sich ein Profil geben.
Oder: Sich auf den Grund gehen. Da am Ende
Mauerwerk zu sehen ist an der Stelle, an der er
gehämmert hat, ist für mich letzteres überzeugender:
Er ist sich auf den Grund gegangen. Das Hämmern ist
dergestalt, dass nicht jeder Schlag sitzt. Selbst die
Treffer sind mühselig, anstrengend, von Frust begleitet.
Am Ende schaffen alle den Sprung und sind keine
Jugendlichen mehr; eine wirft das Kuscheltier von sich
- wohl als Zeichen, dass der Prozess nun abgeschlossen
ist.
Mir hat es sehr gut gefallen, da es so unkonventionell
war. Vielleicht wird man sich irgendwann nicht mehr so
gut daran erinnern, was so alles gesagt wurde, aber an
die Art der Darbietung wird man sich immer erinnern.
Das Weiß, die Perücken, die schräge Bühne. Und die
verkrampften Mimiken. Mir hat auch die Musik sehr gut
gefallen. Sie war gut ausgewählt.
Landungsbrücken Frankfurt 08. März 2016