Bereits ganz zu Beginn des
Kooperationsprojektes TUSCH-Frankfurt
im Jahre 2008 war Georg Bachmann mit
dabei: Zum einen als Freier Mitarbeiter
des Schultheater-Studios Frankfurt als
auch als Leiter von theaterkurt stürzte er
sich in das Wagnis, das auf
Nachhaltigkeit und Langfristigkeit
angelegte Partnerschaftsmodell, das es in
Berlin und Hamburg schon gab, mit
aufzubauen.
Die Vielfältigkeit von Bachmanns
theaterpädagogischem Können zeigt sich
zum einen durch die vollkommen
unterschiedlichen Schulen, mit denen er
kooperierte. Da war zunächst die
Wallschule, eine Frankfurter
Förderschule, mit deren Theatergruppe,
die nur aus Jungen bestand, er eine 40
minütige Clownsshow entwickelt hat, von
denen ein Ausschnitt im Schauspiel
Frankfurt während des ersten
TUSCHpektakels, dem alljährlichen
Festival, zu sehen war. Zeitgleich probte
er mit einer ganzen 6. Klasse einer
Integrierten Gesamtschule (Ernst-Reuter-
Schule II): aus einer etwas altbackenen
Vorlage entstand etwas völlig Neues:
Phantasievolles und urkomisches
Kindertheater. Die Beziehung zu der
Schule hält noch immer an; auch andere
Klassen buchen noch heute
Theaterworkshops bei dem Künstler.
Auch an für die Mehrheit immer noch
ungewöhnliche Theaterformen wagt sich
Bachmann mit den Schülern der IGS:
Reich belohnt wurde das Publikum 2009
in der Naxoshalle mit einem clownesken
Walkact, konsequent durchgeführt von 5
SchülerInnen. Im hinteren Teil der Halle
tauchten sie plötzlich inmitten der
wartenden Zuschauer auf und
demonstrierten auf urkomische Art und
Weise, dass man auch in jugendlichen
Jahren keine Scheu haben muss vor
skurrilem Humor und satirischer
Albernheit. In Endlosschleife wurden
Zuschauer-köpfe auf
Zurechnungsfähigkeit gemessen, ein
Brautpaar fror mitten im Begrüßen der
Umstehenden in ihren Bewegungen ein.
Das alles wurde wunderbar untermalt von
den Weihnachts-liedern einer singenden
Rollschuhfahrerin mit Adventskranz auf
dem Kopf. Das clowneske Treiben ließ
sich aus nächster Nähe begutachten, da
die Schüler auf direkte Tuchfühlung mit
dem erheiterten Publikum gingen.
Im dritten Jahr bei TUSCH, 2010,
widmete sich die Wallschule mit dem
Künstler dieses Mal der Commedia dell'
arte. Bereits im Dezember 2009 hat eine
Klasse in diesem Genre eine
Werkstattaufführung im Schultheater-
Studio gezeigt; beim SCHpektakel war es
eine andere Klasse, die "Die Mitgift"
spielte. Stummes, mimische Spiel
wechselte mit typischen Commedia-
Elementen; die Eigenheiten dieser
besonderen Form sind in den Figuren gut
zu erkennen gewesen; dazu kommt die
eigene Komik durch ständige
Wiederholung; immer wieder wurden der
Dottore und der Vater von den hungrigen
Angestellten in die Irre geführt mit der
Bemerkung: "Die Küche brennt". Das
Maskenspiel gab den Schauspielern
zusätzliche Sicherheit und
Überzeugungskraft und zeigte beim
Festival, dass die Förderschüler nicht die
Konkurrenz zu den anderen Schulformen
fürchten müssen, ganz im Gegengenteil!
Wieder war, im Schuljahr 2010/2011, eine
ganze Klasse, dieses Mal der
Gymnasialzweig einer Kooperativen
Gesamtschule mit Georg Bachmann bei
TUSCH dabei. Bis zum November hat die
ganze Klasse mit dem Theatermacher
gearbeitet; dann ist eine AG entstanden.
Die Gruppe hat eine Textvorlage
genommen: "Eine Nacht im Februar" von
Staffan Göthe. Auf der Bühne: ein
riesiges Bett. Darin: Ein schlafender
Schüler unter der Bettdecke, der auch
das ganze Stück über dort liegt und erst
zum Schlussapplaus sichtbar wird.
Typische Bachmann Komik wird deutlich,
wenn er sich von den Kindern im Stück
selbst auf die Schippe nimmt ("Mann,
Bachmann, was für eine Regie!"), morgen
mit tomorrow "verwechselt" wird und
clowneskes Körpertheater sichtbar wird,
etwa, wenn die Kinder alle einen
imaginären Hang herabsausen oder
jemandem einen "Gedanken" in Form von
riesigen Balken aus dem Mund ziehen.
Neben den wunderbaren Erzählerinnen
lebt das Stück von einem guten Gefühl
für Bewegung, Rhythmus, Körpersprache
und einer großen Menge Spaß.
TUSCH heißt aber nicht nur, dass Schüler
mit Lehrern und Künstlern ein
Theaterprojekt durchführen, sondern es
gibt mehrmals im Jahr Veranstaltungen
zur Reflektion, zum Austausch und zur
Weiterentwicklung des lebendigen
Projektes. Auch hier kann Georg
Bachmann aufgrund seines vielfältigen
Könnens, Wissens und seiner Erfahrung
mit Kindern und Jugendlichen
inspirierende, über den Tellerrand
schauende, kreative Beiträge liefern,
ohne die TUSCH heute nicht da wäre, wo
es jetzt steht.
Bachmann holt aus Kindern und
Jugendlichen das raus, was möglich ist -
mehr geht nicht. UND: Er ist in der Lage,
dieses auch nach außen zu vermitteln!
theater et zetera
Theater hat seine eigene
Wirklichkeit. Der Zuschauer
lehnt sich zurück und akzeptiert
die Spielregeln: So kann er in
90 Minuten ganze Epochen an
allen erdenklichen Orten der
Welt erleben - erschaffen auf
den Quadratmetern einer
Bühne und der
Imaginationskraft der
Schauspielerei.
Nicht anders verfährt theater et
zetera. Nur dass es dauernd die
Spielregeln ändert - und so
Blicke auf ungesehene
Realitäten öffnet.
Gundula van den Berg