Du wurdest in einem Theaterstück
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Eine Gruppe Jugendlicher trifft sich
im Zusammenspiel auf der Bühne.
Eine Gruppe ganz normaler
moderner junger Menschen. Sie
alle sind gut vernetzt, haben
hunderte von Freunden. Virtuell.
Auf, neben und hinter der Bühne
gilt es, mit allen Anstrengungen
einer neuen Produktion
umzugehen.
Kommunikationsplattform hierfür ist
ein uns allen bekanntes soziales
Netzwerk. Missverständnisse
müssen aus dem Weg geräumt
werden, nicht für die Allgemeinheit
bestimmte Interna werden
öffentlich, der Probenprozess gerät
immer mehr in den Hintergrund
und es kommt zur unvermeidlichen
Katastrophe.
Darstellerin
David,
“I am done with my graceless heart.” Weißt
du, was das heißt? Ich weiß, dass du Englisch
kannst. Aber weißt du wirklich, was es
bedeutet?
Ich bin fertig mit meinem Herz. Fertig mit
diesem dummen Organ. Das ich verfickt
nochmal brauche. Ich will es nicht mehr haben
– weil es mich zur Verzweiflung treibt, weil es
mich zum Weinen bringt, weil es sich nicht
benehmen und ich es nicht kontrollieren kann.
Kontrollwahn, kann schon sein. Tut mir ja
auch leid.
Und GOTT, ich kann es natürlich nicht einfach
wegwerfen. Es pumpt Blut durch meinen
Körper, es ist über die Jahre mit mir
verwachsen, ich muss mit dem ganzen Mist
klarkommen, den es anrichtet.
„Graceless“ fuckt mich am meisten ab. Ich
meine, wenn es schon Blödsinn veranstalten
muss, dann wenigstens mit Niveau?! So, dass
ich noch Respekt vor mir haben kann?!
Vielleicht?!
Aber nö. Ist natürlich nicht drin. Dieses
würdelose Ding stürzt sich auf alles, was es
kriegen kann. Gibt sich jedem hin. Es kennt
kein Maß. Emotionen werden viel zu schnell
zur Besessenheit. Und es ist so ungesund. Ich
muss loslassen.Oder nicht?
Wenn du wolltest, du könntest alles von mir
haben. Alles, was ich bin. Ich werde eh von
meinen Gefühlen kontrolliert, ne, mein
verdrehtes Gehirn hat nichts zu melden. Und
mein Körper ist inklusive. Mir ist er
gleichgültig, ich dachte, ich packe ihn einfach
dazu... wie hört sich das an?
Völlige Selbstaufgabe. So grandios mir das
jetzt scheinen mag – kämest du überhaupt
klar mit dem ganzen Dreck, der da zum
Vorschein käme? Mit meinem Gesicht ohne
die Schicht Make-Up?
Wie sehr du mich lieben müsstest, David. Und
irgendwo in mir lauert die hinterhältige
Hoffnung, dass du das könntest. [Und damit
fängt es ja immer an. Diese Hoffnung mutiert
zu einem Tumor, immer und immer wieder.]
Selbst wenn du so viel Liebe für mich haben
könntest, wenn das irgendjemand könnte, ich
traue mir nicht zu, dass ich es schaffen würde,
sie anzunehmen.
Ich würde mir gar nicht zugestehen, dass
mich jemand anderes aufrecht hält als mein
kaputtes Selbst. Jep, macht nicht viel Sinn.
Es gibt doch einen deutlichen Unterschied
zwischen „Kümmere dich um mich“ und „Mach
mit mir, was du willst.“ Ich erlaube mir nicht,
mich lieben zu lassen, und ansonsten bin ich
zu egozentrisch. Ich mache mir alles selbst
zunichte. [Es ist also nichts deine Schuld,
David.] Warum kann ich nicht einfach von Zeit
zu Zeit „WHAT THE HELL“ sagen und
VERGESSEN?
Aber ich bin ja nicht nur selbst betroffen von
meinem Scheiß. Die meisten, denen ich mich
an den Hals werfe [Oder zumindest meine,
dass ich es tue. Oder so in der Theorie.
Andere Baustelle. Was ist wirklich mein
Problem und was bilde ich mir nur ein?]
merken es nicht oder es juckt sie nicht, aber
wenn ich dann doch treffe... ich spiele mit
ihnen und verarsche sie total, ohne das auch
nur ein bisschen zu beabsichtigen. Aber was
ist denn bitte meine Absicht? Krankes Gehirn,
dort oben. Und ich weiß, dass ich wirr rede.
Es tut mir so leid, irgendwie.
Kann ich von dir verlangen, dass du dich
kümmerst? Was weiß ich. Ich bin
beziehungsunfähig, wahrscheinlich. Ich
erwarte oder erbitte von dir sicherheitshalber
mal absolut gar nichts.
Aber bitte, ich bin hier, wenn du mich haben
willst.
Amir Wittkamp
Berin Boztepe
Caroline Kling
Clara Kuchenbäcker
Dominique Mambo
Frederic Einecke
Hannah Marty
Katharina Book
Lena Neckel
Merlin Luong
Sophie Kaupp
Zoe Lieser
theater et zetera
Theater hat seine eigene
Wirklichkeit. Der Zuschauer
lehnt sich zurück und akzeptiert
die Spielregeln: So kann er in
90 Minuten ganze Epochen an
allen erdenklichen Orten der
Welt erleben - erschaffen auf
den Quadratmetern einer
Bühne und der
Imaginationskraft der
Schauspielerei.
Nicht anders verfährt theater et
zetera. Nur dass es dauernd
die Spielregeln ändert - und so
Blicke auf ungesehene
Realitäten öffnet.
eins oder null
Premiere
Landungsbrücken
Frankfurt
14. Mai 2012
Aufführungsdaten
Projekt
Eine Kooperation zwischen
theater et zetera
und der
Jugend-Kultur-Werkstatt
Falkenheim
Gallus e.V.
Lichteinrichtung
Linus König
Felix Bieske
Assistenz
Nele Hornburg