vom buch auf die bühne
Wetterauer Zeitung vom 24. Mai 2018
Mit einer neuen Bühnenproduktion begeisterte das Jugendensemble »Eleven« kürzlich die
Zuschauer im Rodheimer Bürgerhaus. Seit Juni 2017 hatten sie sich zusammen mit Regisseur
Georg Bachmann vom Theater »Et Zetera« dem Thema »Tintenherz« von Cornelia Funke
gewidmet. Nun präsentierten die dreizehn Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 12 Jahren
bei vier Aufführungen ihre schauspielerischen Talente.
Die fantastische Geschichte handelt vom Buchbinder Mortimer Folchart – genannt Mo – und
seiner Tochter Meggie, die die seltene Fähigkeit besitzen, Figuren aus einem Buch heraus in die
wirkliche Welt zu lesen. Eine fatale Begabung – werden doch nicht nur die Guten in die reale Welt
entlassen, sondern auch Bösewichte.
Erstaunliche Dynamik
Das Stück gibt eine bunte Mischung unterschiedlicher Charaktere vom üblen Verbrecher bis hin
zum jahrelang unterdrückten Opfer einer Gefangennahme her, was von den Nachwuchs-
Schauspielern mit viel Freude und Überzeugungskraft in Szene gesetzt wurde.
Mit viel Fingerspitzengefühl hatte Bachmann die jeweilige Rollenbesetzung vorgenommen und
seinen »Eleven« spürbares Vertrauen in ihr Bühnenspiel entgegengebracht. Das zahlte sich aus.
So sorgte die Szene, als in einer stürmischen Nacht ein unheimlicher Gast bei Meggie und Mo
auftaucht und sie vor einem Mann namens Capricorn warnt, im Zuschauerraum für echte
Gänsehaut. Wird Capricorn bei Tante Elinor, einer leidenschaftlichen Büchersammlerin, jenes
Buch finden, dem er jahrelang nachjagt? Der Spannungsbogen, den Cornelia Funke in ihrer
Tintenherz-Trilogie aufbaut, wurde von dem jungen Ensemble mit erstaunlicher Dynamik
wiedergegeben. Die lebendige Körpersprache ließ im Bürgerhaussaal die zarten Stimmungen
genau so intensiv miterleben wie Drohgebärden oder die Verspieltheit unter dem Sonnenschirm
am Strand.
Ob tänzelnd oder stampfend, ob verträumt oder herrschend – hier wurde die ganze Palette
menschlichen Verhaltens in ihrer schillernden Vielfalt aufgezeigt. Durch einen Bühnenvorbau, zu
dessen Seiten die Zuschauer rechts und links Platz nahmen, war das Publikum unmittelbar in das
Geschehen eingebunden, und eine Nähe zu den Schauspielern hergestellt.
Von Edelgard Halaczinsky